Behandlung & Therapie bei Vulvodynie

Ein großes Problem bei Vulvodynie ist, dass es so schwer zu diagnostizieren ist.
Ärzte kennen die Krankheit oft gar nicht und versuchen daher die Schmerzen in der Scheide ihrer Patientin mit ihnen bekannten Erkrankungen in Verbindung zu bringen und zu behandeln. Dies führt teilweise zu Fehlbehandlungen, die die Beschwerden noch verstärken.
Vor allem auf Antibiotika und Medikamente zum Einführen in die Scheide, wie zB. Scheidenstäbchen oder Zäpchen, reagiert die Haut oft noch gereizter.

Frauen wandern meist von einem Arzt zum nächsten oder werden sogar zum Fall für den Psychater erklärt, bis es endlich eine Diagnose gibt.

Ist die Krankheit einmal erkannt, ist die Behandlung nicht einfach.
Nicht jede Behandlung schlägt bei jeder gleich an, es ist vielfach ein langwieriges Ausprobieren voller Rückschläge.

Hier eine kleine Hilfestellung, die aufzeigt, welche Ärzte bei der Diagnose und Behandlung einer Vulvodynie aufgesucht werden können und welche Therapieansätze es gibt.

Vulvodynie ist eine Ausschlussdiagnose.
Einige hier genannte Erkrankungen können auch zusammen mit Vulvodynie auftreten und die Beschwerden verstärken.

Folgende Fachärzte können aufgesucht werden um andere Erkrankungen auszuschließen:

  • Dermatologe/Allerologe: Allergien insbesondere Kontak- oder Nahrungsmittelallergien (z.B. Prick-Test), Histaminintoleranz (Bluttest, Diät- und Provokationstest), Hauterkrankungn (z.B. Biopsie), zu trockene Haut
  • Gynäkologe: Pilze und Bakterielle Infekte (Abstrich), Erkrankungen der Blase insbesondere Reizblase (z.B. Urinprobe), Vaginismus, Hormonstörungen, andere Erkrankungen der Geschlechtsorgane
  • Hausarzt: Borreliose (Bluttest); Fehlbesiedlung des Darms/Dysbiose (Stuhlprobe), vollständiges Blutbild um Vitaminmängel (vor allem Vitamin B Mängel) auszuschliessen
  • Neurologe: Multiple Sklerose (Test der Geschwindigkeit der Nervenleitbahnen und bei auffälligen Werten dann weitere Untersuchungen), Schäden an den Nerven
  • Urologe: Erkrankungen der Harnwege (z. B. diverse Proben und Abstriche), Erkrankungen der Blase insbesondere Reizblase (z.B. Urinprobe)
  • Rheumatologe: Fibromyalgie, Veränderungen der Wirbelsäule (z.B. MRT)
  • Psychologe: verschiedene psychologische Ursachen (z.B. Gesprächstherapie)


Ausser der Ausschlussdiagnose können Indizien für das Vorliegen eine Vulvodynie auseinem Q-Tip Test (auch Wattestäbchen Test genannt) sowie eine sorgfältige Befragung bezüglich Art, Häufigkeit und Dauer der Beschwerden gewonnen werden.

Es gibt viele Ansätze zur Therapie der Beschwerden. Es liegen erst wenige Daten aus Studien zu den einzelnen Methoden vor, daher ist die Behandlung ein Ausprobieren und häufig von Rückschlägen gekennzeichnet.

Hier einige Behandlungsmöglichkeiten für Vulvodynie und Begleiterscheinungen:

  • Salben wie z.B. Lidocain (betäubend) oder Ovestin (Östrogenhaltige Salbe die die Haut stärkt)
  • Verschiedene Medikamente zum Einnehmen wie Amitriptylin (Antidepressivum), Gabapentin (Antikonvulsiva), Lioresal (Muskelentspanner) und Toviaz (beruhigt die Blase); es kann notwenig sein mehrer Medikamente zu kombinieren
  • Injektionen beispielsweise von Interferon alpha-2b (INF-a) oder Lidocain oder Botox
  • Beckenmuskelentspannung mit einem Urostim (Elektrotherapie)
  • Biofeedback
  • Verhaltenstherapie um die Angst vor Schmerzen einzudämmen
  • Operationen und Lasertherapie
  • Akupunktur
  • Hypnosetherapie oder sofern psychische Ursachen generell in Betracht kommen entsprechenden psychologische Betreuung
  • Physiotherapie oder Oesteophatische Behandlung sowie Vitalogie

Jede Behandlung sollte mit einem Arzt abgesprochen werden. Einige Behandlungen (wie etwa die Verhaltenstherapie, Muskelentspannung oder Vitalogie) sind teilweise nur in Kombination mit anderen wirksam.
Man sollte nicht alle Behandlungen gleichzeitig ansetzen, es kann aber ein gutes Vorgehend sein langsam mehr und mehr Methoden hinzuzunehmen. Oft wird erst durch die Kombination aus vielen Ansätzen eine starke Schmerzreduktion erreicht.
Wegen der starken seelischen Belastung durch die dauernden Schmerzen und den Strapazen der Diagnose und Behandlung ist es oft hilfreich auch einen Psychologen hinzuzuziehen.

Beim Ansetzen von Medikamenten ist zu beachten das viele davon einige Wochen brauchen um ihre volle Wirkung zu entfalten. Sie werden meist langsam aufdosiert und haben am Anfang leider auch mitunter starke Nebenwirkungen.
Durch diese erste Phase von einigen Tagen bis Wochen muss man sich leider durchkämpfen. Die Nebenwirkungen werden mit der Zeit schwächer und die Wirkungen stärker. Sie müssen dem Medikament einige Wochen zur Entfaltung Zeit lassen und dürfen es nicht frustriert nach drei Tagen wieder absetzen.

Weil oft lange Zeit zur ersten Diagnose vergeht kommen manchmal durch die Zeit ohne Behandlung neue eigenständige Probleme zur Grunderkrankung Vulvodynie hinzu:

  • Durch ständige Schmerzen bildet sich ein Schmerzgedächtnis aus, um dieses zu verhindern ist es sinnvoll schon sehr früh (selbst wenn die genaue Diagnose noch nicht steht) eine Behandlung mit Schmerzmedikamenten zu beginnen. Diese kann am Anfang auch hochdosiert erfolgen, denn sie soll dann nur eine Übergangsphase bis zur weiteren Behandlung abdecken.
  • Bei Dauerschmerzen kommt es schnell zu einer Verspannung der Beckenmuskulatur. Dagegen kann kurzfrisitg ein Muskelentspanner genommen werden, besser sind aber (allein wegen der Nebenwirkungen) langzeit Therapien zur Muskelentspannung wie Physiotherapie, Ostoephatie, Akupunktur und Wärmebehandlungen.
  • Verminderte Aktivität (kaum noch rausgehen, weniger essen) wegen der Schmerzen und eventuelle vorherige Entzündungsvorgänge im Körper (verbrauchen Vitamine) führen zu Vitaminmängeln welche die Schmerzen verstärken können. Es sollte daher immer ein großes Blutbild gemacht werden und eventuelle Mängel ausgeglichen werden.
  • Durch die Gabe von Antibiotika wird die Darmflora gestört (dort sterben durch das Antibiotikum auch die Bakterien die für Menschn nützlich sind). Dies verschlechtert das Immunsystem und kann die Schmerzen verstärken. Eine Stuhlprobe mit ausführlicher Analyse kann darüber aufschluss geben. Um die Flora wieder aufzubauen gibt es Medikamente oder spezielle Diäten

Auch wenn man eine erfolgreiche Behandlungsmethode findet muss man doch zumeist eine ganze Weile zunächst mit der Vulvodynie leben. Daher hier einige allgemeine Tipps zum Umgang mit der Erkrankung im Alltag.

  • Schmerzen belasten und machen schnell einsam. Deshalb der wichtigste Tip: Sprechen Sie mit jemanden über die Vulvodynie!

Es ist ein sensibler Bereich, vielleicht ist es ihnen peinlich oder sie fühlen sich dadurch angreifbar. In diesem Fall müssen Sie nicht ihr ganzes Umfeld informieren. Suchen Sie sich jemanden aus dem sie besonders vertrauen (vielleicht eine gute Freundin, vielleicht ihre Mutter oder ihr Partner).
Im allerschlimmsten Fall suchen sie sich eine Selbsthilfegruppe, ein Forum oder eine Gesprächstherapie. Es ist wichtig sich manchmal alles von der Seele reden zu können und es hilft zu wissen das man nicht alleine ist.

  • weite Kleidung tragen

Röcke und Kleider leisten gute Dienste wenn Sie das Gefühl haben sich nicht weiblich genug kleiden zu können. Als Unterwäsche kann ein Umsteigen auf Boxershorts (eventuell eine Nr. zu groß) Linderung bringen.

  • Belastungen vermeiden

Besonders wenn die Vulvodynie noch ganz unbehandelt ist sollte man bei Fahrradfahren, Reiten und Geschlechtsverkehr eine Pause einlegen. Falls auch das sitzen auf Stühlen Schmerzen verursacht viel im liegen und stehen machen. Der Arbeitsplatz kann oft zu einem Stehplatz umgebaut werden. Manchmal hilft es schon auf einem weichen Kissen oder einer Wärmflasche zu sitzen. Beim Sex kann man versuchen auf Praktiken ohne direktes Eindringen in die Scheide umzusteigen. Das Sexualleben muss nicht völlig brach liegen. Auch hier hilft es zunächst mit ihrem Partner zu sprechen. Nur Partner die von ihren Schmerzen wissen können auch darauf rücksicht nehmen. Vielleicht können Sie und ihr Partner zusammen neue Sexualpraktiken finden, für die eine direkte Penetration der Scheide nicht erfroderlich ist.

  • Urinkontakt minimieren

Urin kann die Haut reizen. Es kann helfen nach dem Toilettengang Urinreste direkt mit Wasser abzuspülen (Zuhause z.B. in der Dusche, für Unterwegs kann man einen kleine Sprühflasche oder weiche feuchte Tücher verwenden).

  • Reizungen meiden

 Am besten hält man alle Art Reizungen vom Intimbereich fern.
– Waschen am besten nur mit Wasser oder mit sehr milden Seifen/Shampoos. Babyprodukte sind meist besonders mild.
 Darauf achten das Slipeinlagen nicht parfümiert sind.
 Wenig Tampons nutzen, manche Frauen kommen mit einem Menstruationsbecher besser zurecht.
 Nutzen Sie nur sehr weiches (und natürlich unparfümiertes) Toilettenpapier.
 Waschen sie auch ihre Kleidung nur mit milden Waschmitteln.
 Bäder mit Chlor meiden (Meerwasserschwimmbäder mit geringem Chlorgehalt oder natürliche Gewässer sind eine Alternative).

  • Man kann ausprobieren ob es hilft Verhütungsmittel, vor allem die Pille abzusetzen. Bei vielen Frauen hängen die Schmerzen auch mit der hormonellen Veränderung während der Periode zusammen. Es kann aber daher sowohl besser als auch schlimmer werden wenn Verhütungsmittel abgesetzt werden.
  • Wenn Geschlechtsverkehr probiert wird und das erste Eindringen in die Scheide wehtut nicht gleich aufgeben. Sorgen Sie dafür das sie auch wirklich erregt und feucht genug sind (das vermindert die Reibung und damit meist den Schmerz). Tasten Sie sich zusammen mit ihrem Partner vorsichtig vorwärts. Versuchen sie ihre Muskulatur zu entspannen (eventuell kann Training mit Dilatoren dabei helfen).Manchmal verschwinden die Schmerzen im laufe des Geschlechstverkehrs oder werden besser.Gleitgel kann nützlich sein (aber darauf achten das es möglichst hautverträglich ist).Brechen Sie aber auf jedenfall ab wenn sie weiter stärkere Schmerzen haben. Nicht dem Partner zu liebe einfach alles über sich ergehen lassen.